Firma Kirche
Die christlichen Kirchen halten sich für eine göttliche Einrichtung und dadurch befugt, Rezepte für die Lebensführung im Diesseits und Jenseits zu verordnen und Lösungen für die vielen Rätsel, etwa die Entstehung der Welt, anzubieten. Das Zusammenspiel mit ihren 2 Milliarden Anhängerinnen und Anhängern kann man gut mit einer Firma und ihrer Kundschaft vergleichen. Die wünscht sich Produkte und Dienstleistungen, und die Kirche bietet sie an. Ihr Kerngeschäft, quasi, ist das „Ewige Leben“, ein Bestseller, und zwar deshalb, weil dahinter die gewaltige Allmacht ihres Gottes steht, die ihr über seinen Sohn und Mitregenten Jesus Christus zugute kommt. Im Gegensatz zu den Erzeugnissen des diesseitigen Gewerbes kann man bei jenen der christlichen Kirchen nicht überprüfen, ob es sie in Tat und Wahrheit auch gibt oder ob sie überhaupt brauchbar sind. Man muss daran glauben. Die „Firma Christi“ geht denn auch keinerlei Risiko ein, da es sich erst im Jenseits, falls vorhanden, erweisen wird, ob ihre Angebote etwas taugen. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb uns, jedenfalls mir, vieles wie eine Art Theatervorstellung vorkommt, denn es geschieht eigentlich nichts Wirkliches, und es wird bloss die Seele der Zuschauerschaft gerührt und berührt. Man kann trotzdem eine Art Kontrolle vornehmen, indem man sich zum Beispiel fragt, ob die Produkte einmal zueinander und dann auch zur Allmacht passen, stösst dabei aber auf Ungereimtheiten und Widersprüche. Zum Beispiel kann jener Jesus nicht das Kind und nun ein Bestandteil eines Schöpfers der Welt sein, schon deshalb, weil er seine Ankündigung, in den Wolken des Himmels wiederzukommen, nicht wahr gemacht hat und auch das von ihm versprochene Himmelreich oder Reich Gottes nicht gekommen ist. Ein Blick (oder auch mehrere) in die Bibel, die heilige Schrift der christlichen Kirchen, die sie das Wort Gottes nennen, enthüllt eine Menge Sonderbares, worüber ein unbefangener Leser nur den Kopf schütteln kann. So ist etwa der Evangelist Johannes der festen Meinung, niemand habe Gott je gesehen noch seine Stimme gehört, während ihn Matthäus aus dem offenen Himmel herunter zur Taufgesellschaft am Jordan sprechen lässt. Beim Lesen dieser Passagen habe ich, übrigens, laut herauslachen müssen, und zwar deshalb, weil Johannes genau auf jene Matthäus-Stelle verweist, die ihn aber widerlegt, statt zu bestätigen. Zu Lachen und Scherzen ist es noch öfters gekommen, und sie sind schliesslich in dies Büchlein eingeflossen, haben es aufgelockert und ihm die Schwere genommen, die sich gewöhnlich im Umgang mit ewigen Dingen einstellt.


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